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Jigdril - Huashixia
12. - 13. September 2017
Die gut 200 km nach Golog legen wir heute alle gemeinsam mit dem Auto zurück.
Leider nützen die intensiven Verhandlungen von Jamyang nichts. Die Auffahrt zur neuen, noch nicht ganz fertigen Autobahn bleibt geschlossen.
So fahren wir sozusagen im Schritttempo auf der holprigen Baustrasse parallel zur Autobahn.
Nach 22 km die Erlösung, wir finden eine wohl nicht ganz legale Einfahrt auf die Autobahn. Es zweigt von der Schotterpiste eine Piste durch zwei fehlende Leitplanken auf den neuen Asphalt.
Und auf der Autobahn sind wir dann auch nicht ganz alleine.
Die Tunnels sind noch nicht fertig. Das heisst für uns, je nach dem die Fahrbahn wechseln und sozusagen als Geisterfahrer durch die unbeleuchteten Löcher, in welchen Arbeiter mit Stirnlampen am Arbeiten sind.
Wir erreichen am Abend die Stadt Golog, wo wir übernachten.
Am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung Amnye Machen. Ich fahre mit dem Velo über einen ersten Pass.
Das Wetter ist kalt und bald fallen erste Tropfen.
Die Berge rund um den Amnye Machen sind leider in dunkle Wolken gehüllt, was nicht viel Gutes verheisst...
Nach dem Mittag ist es soweit, es beginnt zu regnen.
Während wir im Auto essen, besprechen wir die Lage, die Wetterprognosen und die Möglichkeiten...
Wir entscheiden uns für Plan B und ändern unser Vorhaben, südlich am Amnye Machen vorbei zufahren.
Da die Prognosen für die nächsten zwei Tage keine Besserung voraussagen, verlade ich und wir fahren mit dem Auto auf der Nordroute um den Amnye Machen weiter in Richtung Madoi.
Eine gute Entscheidung, der Regen wird stärker.
Gegenverkehr
Auf der anderen Seite des Passes lockern sich die Wolken wieder etwas.
Es fährt sich ganz gut auf der wenig befahrenen neuen Autobahn.
Widererwarten wird das Wetter auf der Nordseite immer besser.
Für einen ersten Fotostopp halten wir mitten auf der Autobahn.
Da sind sie die verschneiten Berggipfel rund um den Amnye Machen vor uns.
Diesen Anblick lassen wir drei uns natürlich nicht entgehen.
Auch dieses Tal ist von Nomaden und Yaks bewohnt.
Da kommen uns doch tatsächlich drei Pilger auf der Autobahn entgegen.
DSie machen einen Teil der Kora um den Amnye Machen und sind so 6 Tage unterwegs. Die gesamte Kora um das Gebirge ist 180 km lang.
Kora bedeutet im tibetischen Buddhismus die rituelle Umrundung eines heiligen Ortes, eines Heiligtums oder eines heiligen Berges.
Mit einer Niederwerfung nach jedem Schritt...
...legen sie Meter um Meter zurück.
...und einer Schürze und Holzbrettern an den Händen, wird der Körper geschützt.
Durch die Kora mit Niederwerfungen erhoffen sich die Pilger möglichst viele religiöse Verdienste zu erwerben, um so ein glückliches Los in ihrem derzeitigen Leben oder eine bessere Inkarnation im nächsten Leben zu bewirken.
Jamyang versucht es auch.
Die Hände werden erhoben, gefaltet zu Stirn, Mund und Herz geführt,...
Der Amnye Machen ist der bedeutendste heilige Berg in Osttibet.
Jamyang bringt hier seine Opfergaben dar.
Bis die Autobahn fertig ist, muss der gesamte Verkehr über den Pass.
So auch er mit seinen Schafen.
Und so geht es auf leerer Strasse weiter.
Mit Gummi von Autoschläuchen an Armen und Beinen...
... dann folgt das Niederknien...
Ups, da sind wir ja doch nicht ganz alleine:-)
... und das sich der vollen Länge auf den Boden strecken, bis Knie, Bauch, Brust, Mund, Stirn und Hände den Boden berühren. Danach aufstehen und den Vorgang, eine Körperlänge weiter, wiederholen, alles in tiefster Hingabe und Demut.
Mit Jamyang als Übersetzer können wir uns mit ihnen unterhalten, die drei Pilger haben sich die Pause sicher mehr als verdient.
Wir müssen hier die Autobahn aufgrund eines weiteren, noch nicht fertigen Tunnels verlassen.
So geht unsere Fahrt in Richtung Drudul Pass.
Die Sonne zeigt sich gerade rechtzeitig, als wir die auf 4588 Meter liegende Passhöhe erreichen.
Hinter uns das Massiv des 6282 Meter hohen Amnye Machen.
Der längste Gletscher im Massiv, der rund 4 km lange Damxung Gletscher.
Gebetsfahnen, soweit das Auge reicht.
Jamyang bei seinen Ritualen.
Dass wir hier bei so gutem Wetter Blick auf den Amnye Machen haben, hätten wir uns vor einigen Stunden, als wir unsere Pläne geändert haben nicht träumen lassen.
Die Autobahn Einfahrt auf der anderen Seite des Tunnels.
Wieder über eine halbwegs legale Einfahrt gelangen wir auf die Autobahn und Jamyang verhandelt diesmal erfolgreich mit dem Argument, er habe eine kranke Touristin im Auto. So dürfen wir die Sperre passieren und durchs Tunnel fahren.
Hier wird unsere Fahrt westwärts weitergehen.